Fach-Informationen zu Obstbaumschnitt, häufigen Fragen, Obstbäumen für Marktgärtnerei, Direktvermarkter etc.

  • 1. Infos Obstbaumschnitt
  • 2. Fotos Schnitt und Schnittfehler
  • 3. Bodenpflege
  • 4. Häufige Fagen
  • 5. Infos Obstanbau für Market Gardening, Direktvermarkter etc.
  • 1. Obstbaumschnitt

    Zum Thema Obstbaumschnitt habe ich hier ein paar Informationen zusammengestellt und empfehle den Besuch eines Schnittkurses und das Lesen von Fachliteratur.

    Der Schnitt hat je nach Alter und Zustand des Baumes verschiedene Zwecke.
    Schneidet man gar nicht, kommt der Baum zwar schneller in den Ertrag, jedoch bildet sich in den meisten Fällen eine dichte, ungeordnete Krone, die schlecht zu beernten ist etc.. Bei viel abgetragenem Fruchtholz bei älteren Bäumen regt ein Verjüngungsschnitt das Wachstum neu an, fördert die Fruchtbarkeit und verlängert die Lebensdauer des Baumes.
    Außerdem wachsen in einer dichten Krone wegen Lichtmangel Früchte schlechterer Qualität, und da eine dichte Krone nach einem Regen langsamer abtrocknet, steigt die Anfälligkeit für Pilzkrankheiten.

    Pflanzschnitt

    Der Baum hat beim Ausgraben in der Baumschule viel Wurzelmasse verloren. Um dies auszugleichen, erfolgt ein Rückschnitt. Das Anwachsen wir dadurch erleichtert. Ohne Pflanzschnitt kann es passieren, daß der Baum mehrere Jahre vor sich hin vegetiert und nur wenige Zentimeter wächst. Zusätzlich ist regelmäßiges Gießen besonders im ersten Frühjahr und ersten Sommer wichtig.

    Erziehungsschnitt

    Der Baum wird zur gewünschten Kronenform erzogen, z.B. Spindel, Rundkrone etc..

    Erhaltungsschnitt

    Ist die Krone ausgewachsen und der Baum im Ertrag, wird ein Gleichgewicht zwischen Triebwachstum und Fruchten wichtig. Der Ertrag schwächt das Wachstum, das dann durch den Schnitt wieder angeregt wird. Abgetragenes Fruchtholz wird entfernt.

    Verjüngungsschnitt

    Bäume, die viel getragen haben und schon länger nicht mehr geschnitten wurden, weisen meistens nur noch überaltertes Fruchtholz auf und zeigen kein neues Triebwachstum. Der Ertrag verringert sich im Laufe der Zeit und die Früchte werden kleiner und weniger. Dann ist ein kräftiger Rückschnitt nötig.

    Hier gibt es eine kleine Baumschnitt-Kurzanleitung für den Jungbaum mit Abbildungen zum Herunterladen: Anleitung Obstbaumschnitt

    2. Foto-Galerie Schnitt und Schnittfehler

    Damit Sie lange Freude an Ihrem Obstbaum haben, habe ich hier einige Fotos dazu zusammengestellt. Zuerst ein fachgerechter Obstbaumschnitt, danach ungünstige Schnitt-Methoden.

    Bild Birnbaum vor dem Schnitt Älterer Birnbaum vor dem Schnitt: Der Baum hat in der Vergangenheit viel getragen. Jetzt findet sich viel abgetragenes Fruchtholz. Das ist im Detail auf dem Foto aus der Ferne leider nicht so gut erkennbar.
    Bild Birnbaum nach dem Schnitt Die Krone wurde fachgerecht ausgelichtet und überaltertes Fruchtholz verjüngt (zurückgeschnitten). Beim Auslichten ist es gut, immer den alten Spruch im Kopf zu haben: Nach dem Schnitt soll man einen Hut durch die Krone werfen können.
    Bild Schnittfehler 1 Nicht fachgerechter Schnitt (alle folgenden Bilder): Im oberen Kronenbereich wurden viele Äste/Triebe angeschnitten, was an vielen Stellen zu starkem Austrieb und Verzweigung geführt hat. Dadurch wird die Krone im oberen Bereich immer dichter, was die unteren Bereiche benachteiligt (weniger Licht). Im oberen Bereich sollte vorallem ausgelichtet werden, und ansonsten nur der Mitteltrieb und die Leitäste angeschnitten werden. Vielleicht war die Idee zu diesem Schnitt eine Reduzierung der Baumhöhe. Auf diese Art wird aber gerade im oberen Bereich das Wachstum stark angeregt.
    Bild Schnittfehler 2 Dieser junge Baum wurde, bevor er eine richtige Krone ausbilden konnte, schon sehr kräftig zurückgeschnitten. Darauf folgte ein sehr starker Austrieb (Besenwuchs). Das ist vergeudetes Wachstum. Die vielen einjährigen Langtriebe können größtenteils nicht zum Kronenaufbau gebraucht werden, und die meisten müssen entfernt werden (siehe Schnittanleitung oben). Zum Kronenaufbau reichen: Ein Mitteltrieb (Stammverlängerung) und drei bis vier Leitäste. Der Rest an steil nach oben wachsenden Trieben ist dafür unbrauchbar, d.h. muss weggeschnitten werden, außer ein paar wenige, die vielleicht noch waagrecht gebunden werden können.
    Bild Schnittfehler 3 Apfelbaum als Formgehölz: Viele mögen gerne runde Kugelformen. Das ist für Obstbäume keine sinnvolle Kronenform, außer man hat kein Interesse am Fruchtertrag. Durch den Rundum-Schnitt fängt der Baum überall im äußeren Kronenbereich stark zum Treiben an. Im Inneren der Krone wird es immer dunkler, so daß dort immer weniger Früchte wachsen, und diese wegen Lichtmangel keine gute Qualität besitzen. Wird dieser Rundum-Schnitt jedes Jahr betrieben, entwickeln sich keine Blütenknospen und daher auch keine Früchte.
    Bild Schnittfehler 4 Bei diesem alten Apfelbaum wurden vor mehreren Jahren die Leitäste und der Mitteltrieb stark zurückgeschnitten. Was zu große Schnittwunden bewirken, sieht man auf den folgenden Bildern. Auf den Schnitt folgte ein kräftiger Austrieb. Da wäre es sinnvoll gewesen, stark auszulichten, d.h. zwei Drittel bis drei Viertel der Neutriebe ganz zu entfernen. Dies geschah nicht, und die Neutriebe wuchsen weiter und verzweigten sich. Dadurch wurde die Krone im oberen Bereich sehr dicht. Der untere Bereich leidet unter Lichtmangel, und kann dadurch auch langsam verkahlen. Dort sind dann kaum Früchte zu erwarten, dafür ganz oben, wo man schlecht hinkommt. Der Fruchtertrag verlagert sich also nach oben in die Ferne.
    Bild Schnittwunde 1 Ein großer Ast wurde abgesägt. In das offene Holz können Pilze eindringen und das Holz zerstören (Fäulnis). In der Praxis hat sich gezeigt, daß dies bei großen Schnittflächen auch mit Wundverschlußmitteln nicht verhindert werden kann. Besser: keine großen Schnittwunden erzeugen.
    Bild Schnittwunde 2Beginnende Fäulnis bei großer Schnittwunde. Vögel picken gerne in morsches Holz, so daß sich Hohlräume bilden.
    Bild Schnittwunde 3 Schnittwunde, die schon recht weit zugewachsen ist. Der Pilz war aber schneller und man erkennt zersetztes Holz in der Mitte.
    Bild Schnittwunde 4 Nach oben zeigende Schnittwunden sind besonders gefährdet, da mehr Wasser in die Risse im Holz eindringt als bei senkrecht stehenden Schnittflächen.
    Bild Schnittwunde 5 Fortgeschrittene Holzzersetzung.
    Bild Schnittwunde 6 Hohlraumbildung. Der Ast ist in seiner Stabilität stark geschwächt.
    Bild Schnittwunde 7 Großer Hohlraum im Stamm durch Fäulnis.
    Bild Schnittwunde 8 Beim Steinobst sterben manchmal auch ganze Rindenpartien unterhalb großer Schnittwunden ab. Hier im fortgeschrittenen Stadium. Die Krone wird bald auseinanderbrechen.
    Bild Baumpilz Fruchtkörper eines Baumpilzes an einem alten Apfelbaum. Der Pilz besiedelt zuerst das Holz mit seinem Mycel, und lässt erst danach Fruchtkörper, landläufig als Pilz bezeichnet, herauswachsen. Daher wird man den Befall nicht los, indem man den Fruchtkörper abreisst.

    3. Bodenpflege

    Der Boden um den Stamm herum (ca. 1 m Durchmesser, sogenannte Baumscheibe) sollte frei von Bewuchs gehalten werden. Eine dichte Grasnarbe stellt eine starke Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe dar. Wenn das Gras bis an den Stamm hinwächst, kann es sein, daß der Baum deutlich langsamer wächst und man doppelt so lange wartet, bis man die ersten Früchte ernten kann. Bei schwach und mittelstark wachsenden Bäumen sollte der Boden während der gesamten Lebensdauer offen gehalten werden, bei Hochstämmen (auf Sämling veredelt) mindestens die ersten fünf Jahre, besser länger. Die Baumscheibe kann auch gut mit Rasenschnitt abgedeckt werden. Frischer Schnitt sollte nur dünn verteilt werden, da es sonst zu Schimmelbildung kommen kann. Getrockneter Schnitt kann auch dicker verteilt werden. Dies schützt den Boden vor Austrocknung und bildet beim Verrotten Humus und erhöht die Bodenfruchtbarkeit. Achtung: Wenn die Gefahr besteht, daß sich Mäuse ansiedeln könnten, die dann die Wurzeln anfressen, ist es sicherer, den Boden nicht abzudecken.

    4. Häufige Fragen

    Warum werden Obstbäume veredelt ?

    Apfel- und Birnbäume brauchen zur Befruchtung den Pollen einer anderen Sorte, da sie nicht selbstfruchtbar sind. Dabei mischen sich die Gene der beiden Sorten neu zusammen. Wenn ich dann einen Kern säe, entsteht aus ihm ein Baum einer neuen Sorte, die andere Eigenschaften hat als der Mutterbaum, von dem ich die Samen genommen habe. Bei manchen Pflanzen (z.B. Johannisbeeren) kann ich im Winter einen Trieb abschneiden und in den Boden stecken, und er schlägt Wurzeln und bildet einen neuen Strauch. Das funktioniert bei Äpfeln und Birnen leider nicht. Daher muß ich ein Bäumchen nehmen, gärtnerisch Unterlage genannt, auf das ich meine gewünschte Sorte veredeln kann, so daß ein neuer Baum mit dieser Sorte entsteht. Das Veredeln hat auch noch den Vorteil, daß es unterschiedlich stark wachsende Unterlagen gibt, die von spezialisierten Baumschulen produziert werden. So kann ich mit der selben Sorte einen kleinbleibenden Baum erzeugen, oder einen sehr groß werdenden, je nachdem auf welche Unterlage ich veredelt habe. Daher sollte man beim Baumkauf immer wissen, worauf der Baum veredelt ist !

    Mein Baum trägt nicht, was kann ich da machen ?

    Das kann verschiedene Gründe haben: Der Baum ist noch nicht alt genug, zu starker Schnitt, schlecht angewachsen durch mangelnde Pflege im ersten Standjahr (Trockenheit, Nährstoffmangel, Gras Bewuchs bin an den Stamm hin), Wühlmausschaden an den Wurzeln, mangelnde Bestäuber-Sorte in der Umgebung/weiteren Nachbarschaft...

    Wie lange dauert es, bis ich etwas ernten kann ?

    Das hängt von der Sorte ab und der Unterlage, auf die der Baum veredelt ist. Auf schwachwachsender Unterlage kann es sein, daß ein zweijährig gekaufter Baum schon im zweiten Standjahr den ersten Apfel trägt und nach fünf bis sechs Jahren schon sehr gut trägt. Auf starkwachsender Unterlage (z.B. Sämling) kann es sein, daß es sieben bis zehn Jahre dauert, bis die ersten Früchte wachsen, je nach Sorte. Als besonders faul gilt z.B. der Gravensteiner, bei dem es auch 15 Jahre dauern kann (auf Sämling).

    Muß ich meinen Baum düngen ?

    Manchmal hört man, daß die Düngung ein schlechtes Image hat. Dabei kommt es darauf an was man düngt und wieviel. Es handelt sich dabei schließlich um Nährstoffe, die auch auf natürliche Weise im Boden vorkommen, außer man verwendet chemisch-synthetisch hergestellten "Kunstdünger" (wir nicht). Jede Pflanze benötigt verschiedene Nährstoffe zum Wachsen. In der Natur fallen im Herbst die Blätter herab, verrotten im Laufe der Zeit, und geben Nährstoffe frei. Bodenorganismen sterben irgendwann ab, und verrotten ebenfalls. Bei Obstbäumen handelt es sich um Kulturpflanzen, die eine gewisse Menge an Nährstoffen benötigen. Man kann einen Apfelbaum nicht mit einer Fichte oder Buche vergleichen. Im Gegensatz zu Gemüse sind Obstbäume aber sehr genügsam, und verbrauchen nur ca. 30 kg Stickstoff pro Hektar und Jahr, während ein Salatfeld der selben Größe schon mindestens 100 kg Stickstoff verbraucht oder Blaukraut bis zu 300 kg Stickstoff. Damit der frisch gepflanzte Baum einen guten Start gekommt, hilft ihm dabei sehr z.B. eine Schaufel voll alter Kompost, oder ein bis zwei Hand voll organischer Dünger. Meistens stehen die Bäume in einer Wiese, deren Gras gemäht und dessen Schnitt abtransportiert wird. Die Nährstoffe, die das Gras zum Wachsen aus dem Boden geholt hat, sind dann weg, außer der Schnitt kann liegen bleiben und an Ort und Stelle verrotten. Bei regelmäßiger Abfuhr der Mahd und fehlender Düngung kommt es im Laufe der Jahre zu einem beträchtlichen Nährstoffmangel. Dadurch sinkt der Ertrag, und der Baum wird durch die Unterernährung anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Wenn man z.B. einen organischen Dünger (besteht aus pflanzlichen und tierischen Stoffen) verwenden möchte, steht auf der Packung drauf, wieviel man ungefähr geben sollte (jedes Jahr). Bei Kompost kann man ungefähr einen Liter pro m² im Jahr ausbringen, und zwar auf die Baumscheibe, unter der Krone und ein Stück darüber hinaus. Bester Zeitpunkt ist das frühe Frühjahr. Nach Juli sollte man nicht mehr düngen, da dann die Holzausreife verzögert und der Baum dadurch im Winter Frostschäden bekommen kann. Im Zweifel kann man eine Bodenprobe ziehen und von einem Labor analysieren lassen. Zuviel Düngen ist genauso schlecht wie Nährstoffmangel, und kann zu erhöhter Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge führen, sowie zu verminderter Frosthärte. Reifer Kompost besitzt meiner Meinung nach die besten Eigenschaften, da er am stärksten den Humusgehalt des Bodens und damit die Bodenfruchtbarkeit erhöht, und nachweislich die Pflanzengesundheit fördert.

    Wie tief soll ich den Baum pflanzen?

    Die obersten Wurzeln sollten ca. 1 cm dick mit Erde bedeckt sein. Zu tiefes Pflanzen wird einerseits nicht so gut vertragen, und andererseits kann der Baum dann evtl. oberhalb der Veredelungsstelle Wurzeln schlagen, so daß der Einfluß der Unterlage wegfällt, besonders bei schwach und mittelsstark wachsenden. Ein auf schwachwachsender Unterlage veredelter Baum kann dann plötzlich viel größer werden als erwartet.

    5. Infos zu Obstbaumpflanzungen für Marktgärtnerei, Market Gardening, Agroforst, Solawi, Direktvermarkter etc.

    Für diejenigen, die sich gerne zur Direktvermarktung ein paar Baumreihen pflanzen möchten, habe ich hier Infos zur Sortenwahl, Wahl der passenden Baumform, und was man sonst noch wissen sollte, zusammengestellt. Wer noch weitere Informationen braucht, kann mich gerne kontaktieren.

    Baumformen

    Die verschiedenen Baumformen besitzen unterschiedliche Eigenschaften, die ich hier kurz vorstellen möchte.
    Egal ob Hochstamm oder Spindelbusch, jede Baumform hat ihre Berechtigung, je nachdem, wie sie zum Betrieb passt. Manchmal hört man, daß kleine Bäume, wie man sie in den typischen Erwerbsobstanlagen sieht, nicht für Bio Anbau geeignet wären und anfällig seien. Das stimmt nicht, sondern dies hängt alleine von den gepflanzten Sorten ab, ob sie robust sind oder nicht. Die folgende Tabelle zeigt ungefähre Daten, die je nach Sorte und Standort abweichen können. Die Angabe Lebensdauer bedeutet nicht, daß der Baum danach direkt abstirbt, sondern daß der Ertrag und das Wachstum dann langsam weniger werden.

    BaumformBreite in mHöhe in mHöhe StammVollertrag ab JahrLebensdauer Jahre
    Hochstamm auf stark wachsender Unterlage9 bis 126 bis 81,8ca. 1050 bis 100
    Halbstamm auf stark wachsender Unterlage9 bis 125,5 bis 7,51,0 bis 1,2ca. 1050 bis 100
    Halbstamm auf mittelstark wachsender Unterlage3 bis 53 bis 4,51,0 bis 1,2ca. 730 bis 40
    Busch auf mittelstark wachsender Unterlage3 bis 53 bis 40,5ca. 730 bis 40
    Spindelbusch auf schwach wachsender Unterlage1,5 bis 2,52,5 bis 30,5ca. 518 bis 25
    Schlanke Spindel auf schwach wachsender Unterlage0,5 bis 1,02 bis 2,50,5ca. 518 bis 20

    Die spätere Kronengröße eines Baums hängt direkt von der Sorte selber und von der Unterlage ("unedles Bäumchen", Wildling) ab, auf die der Baum veredelt wurde. Siehe auch Kapitel Veredeln.

    Bei Hochstämmen hat man den Vorteil der Langlebigkeit, und muß nur in den ersten 5 bis 7 Jahren die Baumscheibe frei von Bewuchs halten. Bei der Ernte und beim Baumschnitt dauert es etwas länger, da alle Arbeiten von der Leiter aus geschehen (oder Klettern). Als Baumreihe gepflanzt bieten sie auch Windschutz und lassen sich gut in Agroforstsysteme integrieren.
    Spindelbüsche und Schlanke Spindeln kommen am schnellsten in den Ertrag und man kommt zum großen Teil ohne Leiter aus. Allerdings sind sie nicht so langlebig und benötigen dauerhaft Pfähle oder Unterstützungssysteme aus Pfählen und Spanndrähten. Außerdem muss während der gesamten Lebensdauer die Baumscheibe oder der Pflanzstreifen (bei dichter Reihenpflanzung) frei von Bewuchs gehalten werden, z.B. mechanisch mit Geräten oder durch Abdecken mit Mulchmaterial.
    Büsche und Halbstämme auf mittelstarkwachsender Unterlage bilden einen Mittelweg zwischen den beiden oben genannten Baumformen. Sie können auch als Längskrone/Palmette erzogen werden, wenn man eine schlanke Baumreihe haben möchte.

    Schnitt

    In das Thema Obstbaumschnitt muß man sich dann einarbeiten. Es ist zwar komplex, aber auch keine Hexerei.

    Sortenwahl

    Wenn ihr vorhabt, keine Pflanzenschutzmittel einzusetzen (wie ich), ist die Sortenwahl von entscheidender Bedeutung. Die Obstsorten sind sehr unterschiedlich bezgl. Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Robuste Sorten tragen auch ohne Fungizideinsatz relativ schöne Früchte, die sich dann gut vermarkten lassen. Ich denke, daß die meisten Bio Kunden es auch akzeptieren, wenn ein Apfel mal einen einzelnen Schorffleck besitzt. Da ich in meiner Sortensammlung meistens darauf geachtet habe, schorfwiderstandsfähige Sorten zu pflanzen und auszuprobieren, habe ich damit nur bei sehr wenigen Sorten Probleme. Viel lästiger ist mittlerweile die sogenannte Regenfleckenkrankheit. Dabei handelt es sich um verschiedene Pilze, die die Fruchtschale von Äpfeln und Birnen besiedeln. Die Frucht sieht dann wie mit Dreck überzogen aus, was für die Vermarktung äußerst ungünstig ist, obwohl sich dieser Belag mit einem feuchten Spülschwamm abreiben lässt. Die Sorten besitzen unterschiedliche Widerstandsfähigkeit. Besonders anfällig ist z.B. Topaz. Ich habe etwaige Anfälligkeiten in meiner Sortenliste angegeben. Leider wird die Anfälligkeit für Regenflecken nur sehr selten bei Sortenbeschreibungen angegeben. Die gängigen Marktsorten wie Golden Delicious, Gala, Jonagold, Braeburn, Pink Lady, Fuji etc. sind alle sehr anfällig für verschiedene Pilzkrankheiten und ohne Fundizideinsatz kaum vermarktungsfähig. Sie werden zwar auch im Bio Erwerbsobstbau kultiviert, müssen dann aber nach jedem Regen mit Bio zugelassenen Mitteln (z.B. Schwefel) gespritzt werden, was meiner Meinung nach nichts mehr mit echtem Bioanbau zu tun hat. Mittlerweile gibt es auch viele neue Sorten, die angeblich widerstandsfähig gegenüber verschiedenen Pilzkrankheiten sein sollen, aber bei einigen handelt es sich nur um schwache Resistenzen, die schon wieder durchbrochen wurden. Wenn eine alte Sorte schon über hundert Jahre resistent ist, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, daß bei dieser die Resistenz irgendwann durchbrochen wird. Daher beschäftige ich mich fast nur mit alten Sorten. Neuere brauchen meiner Meinung nach erst ein paar Jahrzehnte Testanbau, um sie beurteilen zu können. Da ich nur Bäume verkaufen, deren Sorten ich vorher selber ausprobiert habe, kann ich auch Empfehlungen bzgl. Geschmack abgeben. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Sortenbeschreibungen manchmal den Geschmack etwas besser beurteilen, als er sich dann in der Praxis herausstellt, daher ist die selbst gemachte Erfahrung besonders wertvoll. Ich berate euch gerne zur Sortenwahl. Auf der Seite Sortenvielfalt stelle ich bei uns bewährte Sorten vor. Es kommen jedoch jedes Jahr weitere empfehlenswerte dazu, die evtl. noch nicht auf der Liste stehen.

    Pflanzung

    Bei der Pflanzung unbedingt auf Wühlmausschutz achten. Entweder in Form eines Drahtgitters, oder alternativ durch Steine. Dabei wird bei Pflanzung eines wurzelnackten Baumes der Wurzelraum (ca. 40-50 cm Durchmesser) mit ca.faustgroßen Kieselsteinen ausgefüllt. Die Wurzeln werden dazwischen durchgefädelt und die Fugen zwischen den Steinen mit Kompost oder Erde aufgefüllt, und ein paar Hand voll organischer Dünger zugegeben. Baumpfahl vorher einschlagen! Wenn man selber nicht genügend Steine auf dem Acker hat, kann man beim nächsten Kieswerk vorbeischauen.

    Bewässerung

    Beim Apfelanbau rechnet man mit einem Niederschlagsbedarf von mindestens 600 mm im Jahr. Im ersten Frühjahr und Sommer ist Bewässern besonders wichtig, auch wenn es ab und zu Niederschlag gibt.

    Ertrag

    Der Ertrag ist sortenabhängig. Bei Schlanken Spindeln mit 1 m Pflanzabstand in der Reihe (Apfel) rechnet man mit 10 bis 15 kg Früchten pro Baum (je nach Sorte), bei mittelstark wachsenden Bäumen, z.B. auf MM106 veredelt mit Längskrone ca. 25 bis 35 kg pro Baum. Auf Sämling veredelt (z.B. Hochstamm) kann der Ertrag stärker schwanken (Alternanz), wobei mache Sorten mehr alternieren und manche weniger. Wenn es richtig gut läuft, kann ein großer Hochstamm auch mal 400 kg Äpfel tragen.

    Düngung

    Obstbäume sind im Vergleich zu Gemüse relativ genügsam, und brauchen pro Jahr ca. 30 kg Stickstoff, 15 kg Phosphat, 50 kg Kaliumoxid pro Hektar Fläche. Am besten ab und zu eine Podenprobe ziehen und schauen, wieviel Nährstoffe im Boden verfügbar sind.